Diskurs | gesellschaften

 

Do. 30.06.22  |  20:00 – 23:00

Nicolas Siepen & Sebastian Kirsch

ukrainisch: Україна (russisch: Украина, Ukrajína) bedeutet Grenzland. Der Begriff bezeichnet die Regionen an der Grenze zur Steppe, der Trennlinie zwischen der sesshaften und der nomadischen Zivilisation, welche für die ältere Geschichtsschreibung in Osteuropa von grundlegender Bedeutung ist. – Wikipedia

Der Kalte Krieg war nur in bestimmten Regionen gefroren oder virtuell, der Rest der Welt hat für das vermeintliche Gleichgewicht des Schreckens mit wirklichen Verwüstungen bezahlt. Unzählige große und kleine heiße Kriege zogen sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis in die Neunziger Jahre durch verschiedene Kontinente und nur die Zentren (UDSSR + USA + EU) blieben kalt, während ganze Kontinente durch Stellvertreterkriege daran gehindert wurden, eigene gesellschaftliche politische (demokratisch-sozialistisch-kommunistische) Wege zu gehen, und sich so endgültig und radikal vom Kolonialismus und imperialer Kontrolle zu befreien, die von der Sowjetunion und den USA jeweils stellvertretend ausgeübt  wurde und so progressives politisches Bestreben erstickt hat. (Prag + Vietnam + Chile + Afghanistan etc. etc.). Die Asymmetrie des Kalten Krieges besteht genau in dieser Aufteilung der Wirklichkeit in heiße und kalte Zonen und die daraus resultierenden kollektiven Traumas und Illusionen. In den 1990er Jahren haben, nach dem Sturz der Sowjetunion, diese unterschiedlichen Erfahrungen zu einer naiven Geschichtsauffassung in den verbliebenen Zentren geführt. Euphorie ist in diesem Fall Ausdruck des blinden Flecks, im friedlichen und privilegierten Zentrum des Sturms gelebt zu haben und nicht im Schatten endloser Kriege. Der aktuelle Krieg Russlands gegen die Ukraine und der daraus entstandene Stellvertreterkrieg der NATO zeigt sehr deutlich, dass der Kalte Krieg nie wirklich geendet ist. Über den Krieg zu sprechen wenn gerader einer stattfindet ist nie einfach aber das ist eben auch die Geschichte der letzten 30 Jahre. Vor dem Hintergrund der Diskussionen, die wir in den letzten Jahren in der Vierten Welt zum von Deleuze und Guattari entwickelten politischen Konzepts der Nomadischen Kriegsmaschine im Verhältnis zum Urstaat geführt haben, wollen wir dennoch versuchen uns denen vom Krieg in der Ukraine aufgeworfenen neuen Realitäten zu stellen. Alle sind eingeladen Texte und Material mitzubringen.

https://historycollection.com/six-deadliest-proxy-wars-cold-war/

Die Veranstaltung wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

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