Performance | Tanz
Sa. 11.06.22 | 15:00 – 19:00
Ein Workshop mit Laura Strack und Sebastian Kirsch
gesellschaften 2022 / Tausend Plattformen
Die Reihe Tausend Plattformen fragt nach Auswirkungen, die die heutige Durchdringung sämtlicher Alltagsvollzüge durch gewinnorientierte Datenregimes und digitale Infrastrukturen für urbane Orte, für Öffentlichkeit, Verkehr und für die Möglichkeit des Austauschs in nicht-konsumorientierten Außenräumen mit sich bringt.
Eintritt frei – In deutscher und englischer Sprache
Was bedeuten digitale Plattformen und Social-Media-Kommunikation für (Gegen-) Orte des Versammelns und des öffentlichen Austauschs? Was hat die pandemiebedingte Karriere von Digitalformaten wie Zoom mit solchen Orten gemacht? Was geht der kritischen Praxis durch den plattformökonomischen Umbau von Gesellschaft und Öffentlichkeit verloren, was bleibt, was verändert sich? Diesen und ähnlichen Fragen wollen wir als Auftakt der zu gesellschaften 2022 gehörenden Reihe Tausend Plattformen zusammen mit der Kulturwissenschaftlerin und Übersetzerin Laura Strack nachgehen. Hintergrund ist dabei ihr Buch Farsi comune. Topographien prekärer Theaterorte im Europa der Gegenwart, das Ende 2022 erscheinen wird: Strack porträtiert darin sechs unabhängige, experimentelle und gemeinschaftlich verwaltete Bühnenorte in insgesamt sechs europäischen Ländern (darunter auch die Vierte Welt) und beschreibt die heterogenen sozialen und ästhetischen Praktiken, mit denen dort seit den 2010er Jahren Fragen des Kommunen verhandelt wurden. Unter den politischen, ökonomischen und technologischen Bedingungen des 21. Jahrhunderts erwiesen sich diese Orte immer wieder als Laboratorien, in denen das Spannungsverhältnis von Macht und Kritik sicht-, sag- und bewohnbar gemacht wurde: zum Beispiel in der Debatte um die sogenannten commons.
Spätestens seit der Pandemie hat sich indes auch die Frage verschärft, was aus solchen Orten wird, wenn ihre Existenzgrundlage – das spontane und unverfügte Zusammenkommen Vieler in konkreten lokalen Konstellationen – selbst zunehmend zur Disposition steht. Um genauer zu erfahren, was in den letzten zwei Jahren aus den sechs Orten geworden ist, hat Laura Strack noch einmal den Kontakt mit den Gesprächspartner*innen aus den besagten Orten gesucht. Anhand dieser neuen, eigens für den geplanten Workshop zusammengetragenen Recherchematerialien und evtl. auch im direkten Austausch mit Akteur*innen aus Neapel, Skopje und Kopenhagen wollen wir daher auch diskutieren, welche ‚Schadensbilanz‘ aus der Pandemie sich derzeit bereits ziehen lässt.
Laura Strack arbeitet an der Schnittstelle von Theater, Theorie und Übersetzung. Zurzeit interessiert sie sich besonders für (Denk-)Figuren des Gemeinsamen, für soziale Bewegungen und kritische Formen, für Theater als Ort und in verschiedenen Räumen (z.B. Stadt und Land), für künstlerische Schreibweisen der Endlichkeit und für das Übersetzen als existenzästhetische Praxis. Farsi comune ist ihre im Graduiertenkolleg Europäische Kulturstudien an den Universitäten Palermo und Düsseldorf entstandene Dissertation.
Von und mit: Laura Strack und Sebastian Kirsch
Gefördert vom Hauptstadtkulturfonds Berlin
english version
Permanently closed? Artistic (counter-)spaces during and after the pandemic
A workshop with Laura Strack and Sebastian Kirsch (gesellschaften 2022 / A Thousand Platforms)
What do digital platforms and social media communication mean for (counter-)spaces of assembly and public exchange? How have such spaces been influenced by the extraordinary rise of digital formats the pandemic has caused and enhanced? What does critical practice loose in a social and public sphere profoundly reshaped by platform economies? What does remain, what changes? To launch the series Tausend Plattformen (A Thousand Platforms) within gesellschaften 2022, we want to explore these and similar questions together with scholar and translator Laura Strack. In her book Farsi comune. Topographien prekärer Theaterorte im Europa der Gegenwart (Becoming common. Topographies of precarious theatre spaces in contemporary Europe), which will be published at the end of 2022, she portrays six independent, experimental and self-governed theatre spaces in six European countries (including the Vierte Welt), focussing the heterogeneous social and aesthetic practices and vocabularies these spaces have developed since the 2010s. Under the political, economic and technological conditions of the 21st century, these spaces have repeatedly proved to be vibrant laboratories of the common in which the tension between power and critique was made visible, sayable and inhabitable, e.g. in the debate on urban commons and civic self-government.
However, the pandemic and other processes of societal transformation have also brought up the question what becomes of such places when their very basis of existence – the spontaneous and unbound coming together of many in concrete local constellations – is increasingly at stake.
In order to find out what has become of the visited spaces throughout the last two years, Laura Strack got again in touch with her local interlocutors. During the planned workshop, these recent conversations will be shared as an unpublished research material to be discussed together with the participants and maybe also in direct exchange with the partners from Naples, Skopje and Copenhagen. This can be seen as one possible attempt to evaluate the damage the pandemic has caused and left within the cultural field.
Laura Strack works in the interstice between theatre, theory and translation. At the moment, she is particularly interested in material and conceptual configurations of the common, in social movements and critical forms, in theatre as a place and in different environments (e.g. urban and rural), in artistic articulations of finitude and in translation as an aesthetic-existential practice. Farsi comune is her dissertation written in the graduate programme European Cultural Studies at the universities of Palermo and Düsseldorf.
By and with: Laura Strack and Sebastian Kirsch
supported by Hauptstadtkulturfonds Berlin