10 Jahre Vierte Welt | Film
In Anwesenheit von Valentina Primavera & Federico Neri
Di. 12.10.21 | 19:30 – 22:15
Eintritt / 5 Euro
Nach einer letzten Episode häuslicher Gewalt beschließt Fiorella, Mutter von drei Kindern, ihren Mann und ihr Haus zu verlassen. Mit 58, nach 40 Jahren Ehe beantragt sie schließlich die rechtliche Scheidung auf der Suche nach Freiheit und versucht ihr eigenes Leben zurückzuerobern. Die Filmemacherin Valentina, Fiorellas jüngste Tochter, beschließt, den ersten Schritten ihrer Mutter in die unbekannte Zukunft zu folgen. Eine komplexe Reise beginnt, die sowohl sie selbst als auch die Gemeinschaft mit den patriarchalischen Strukturen konfrontiert und deren verheerenden Auswirkungen auf ihre Familie und auf die Gesellschaft aufzeigt.
In Anwesenheit von Valentina Primavera und Federico Neri.
In italienischer Sprache mit deutschen Untertitel.
Una Primavera reiste weltweit von Festival zu Festival. Dies ist ein Auszug aus der Begründung der Jury der 43. Duisburger Filmwoche
„Carte Blanche“ Nachwuchspreis des Landes NRW:
Im Zentrum des prämierten Films steht eine zwiespältige Heldin, die zwischen Mut, Selbstmitleid, Familiensinn und Einsamkeit pendelt. Die Frage, die sie umtreibt, lautet: Kann ich meine Vergangenheit vergessen und im Leben nochmals neu anfangen? Die Regisseurin begleitet die Heldin ihres Films auf diesem ebenso schmerzvollen wie reinigenden Prozess. Sie erzählt die Geschichte einer dysfunktionalen Familienstruktur und fragt, in welchem System sich diese etablieren konnte. Wie ist die Selbstbestimmung einer Frau und Mutter möglich, wo noch offen das Männlichkeitsideal Mussolinis verteidigt wird?
Der Film ist eine Konfrontation mit der Unfähigkeit, über Unausgesprochenes innerhalb einer Familie zu sprechen. Die Regisseurin, die gleichzeitig die Tochter ihrer Heldin ist, ist Teil dieser Konfrontation und übernimmt im Film dafür die Verantwortung.
„Cos’è la famiglia?“ – Was ist die Familie? – so lapidar die im Film aufgeworfene Frage scheint, so komplex sind die Antworten, die der Film gibt. So zeigt er keine klassische Heldin, der der ersehnte Befreiungsschlag gelingt. Vielmehr führt er beispielhaft vor, warum die Konsequenzen des Patriarchats und der strukturellen Gewalt nicht einfach vergessen werden können – und auch nicht vergessen werden wollen.
„Separare non è dimenticare“ – Sich von etwas trennen, heißt nicht, es zu vergessen – diese Erkenntnis der Protagonistin ist am Ende die Legitimation für ihren ganz persönlichen Entschluss, zum Ehemann ins gemeinsame Haus zurückzukehren. Es ist aber auch die Legitimation des Films, uns diese private Familiengeschichte zu erzählen und durch sie eine systemische und politische Dimension sichtbar zu machen.
MIT | Fiorella Di Gregorio, Alessia Camilletti, Chiara Primavera |
REGIE | Valentina Primavera |
BUCH | Valentina Primavera, Federico Neri |
SCHNITT | Federico Neri |
PRODUZENT | Johannes Schubert |
EXECUTIVE PRODUCER | Federico Neri, Valentina Primavera |
SOUND & MUSIK | Macarena Solervicens |
SOUND & MISCHUNG | Azadeh Zandieh |
FARBKORREKTUR | Daniel Kraus |
DCP | Martin Herold |
GRAFIK | Andrea Cazzaniga |
PRESSE NOISE Film PR Mirjam Wiekenkamp
WELTVERTRIEB filmdelights
Eine Produktion im Rahmen des Festivals 10 Jahre Vierte Welt. Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.