Flugblätter und Vermischtes über die Vierte Welt

 
FIRE – HAPPY NEW YEAR

2020

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Zurück aus der Winterpause.

Aber was heißt Winter? Und was heißt zurück? Im Dauergrau bei Temperaturen knapp am zweistelligen Bereich haben wir nur so getan als wären wir weg und haben herum renoviert, einen extradicken Broiler gegrillt und den Hund über die Schrecken des Feuerwerkes getröstet. Am Ende hat uns dann eine surreale Realitätswelle überrollt:

Ein krasser Rough Cut Hybrid im Split-Screen, ein Mix aus dem Katastrophenfilm FIRE von (1977)  “…we have casulties”, Paul Verhoeven’s Starship Troopers  (1997) “Kill, Kill” und einem Wrestling Match mit Hulk Hogan – alles ständig unterbrochen von einer dynamischen Auftaktsequenz zu Breaking News mit den immergleichen Bildern weinender Religionsführer und einem Meer von erregten Männern.

Dazu applaudierten Deutsche Freund*innen des Hubraums Politikredaktionen, die sich an die Seite der USA als wiedergeborene Weltordnungsmacht alpträumen, während die Tochter des in Fetzen gebombten iranischen Super-General herüber ruft: „eure Kinder werdet ihr in Zinksärgen zurück bekommen“. Eine 1a Männerphantasie. Es verschlägt einem die Sprache angesichts der Rhetorik, der dem Tod zugeneigten Kräfte, die global für Wiedergeburt und Erlösung mobilisieren. Das Angebot zu hassen erzeugt eine enorme Steigerung des Gefühls: ich lebe. Er zerstört die zivilisatorischen Verfeinerungen des Emotions-Appartes. Menschen die hassen sind Menschen der Leidenschaft. Hass ist der easy Exit aus dem Trauma, den Zumutungen, den Einbahnstraßen des Lebens. Also wenn das Ökosystem der Erde schon in den Arsch geht, dann aber richtig Scheiß drauf – Feuersturm können wir auch, rufen uns diese Leute entgegen. Aus dem Irrsinn scheint es kein Entkommen zu geben. Was soll es bringen Irrsinnigen zuzurufen: Hey ihr seit irrsinnig? Was kann es heißen, dies nicht hinzunehmen?

Ja, wir wollen keinen Krieg! Und vielleicht wollen die auch nur Krieg, solange bloß die Anderen namenlos sterben. Mein kriegsgebeutelter syrischer Nachbar hasst alle Fahnen, und ist der Überzeugung, man soll die Leute “da unten” zufrieden lassen, dann regelt sich alles: Leben und Leben lassen. In diesem Sinne umarmen wir unsere Freund*innen aus Iran, Syrien, Brasilien, China,  Argentinien, Israel, USA und vielen anderen Ländern. Spezielle Grüße an meinen irakischen Nachbarn, der letzten Sommer mit Frau und Kindern im SUV von Berlin aus 5000km zu seiner Familie in den Irak gereist ist. Uneingeschränkten Respekt für meinen Brandenburger Datschen “Merkel muss weg” Nachbarn, der vor Jahren zwei vietnamesische Geschwister aus dem Flüchtlingsheim geholt hat und liebevoll für sie sorgt. Die Eine Welt ist schon lange da, wir werden uns anstrengen, sie sichtbar zu machen.

Wir freuen uns über den Kinostart von „Una Primavera“ von unserer*n Kollegen*innen Valentina Primavera und Federico Neri, mit denen wir 2020 zusammen unsere neue Produktion BLOCK | Corviale (Rom) realisieren.

Und wir gratulieren unserer gesellschaften Kollegin Therese Koppe zu ihrem tollen Dokumentarfilm „Im Stillen laut“, der den Publikumspreis der Duisburger Filmwoche erhielt und hoffentlich auch bald in die Kinos kommt.

Also, auf ein NEUES!

Dirk Cieslak, 8.01.2020

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