Videoperformance | Film
Das ist nicht mein Land erzählt anhand der Biografie eines Menschen ein Jahrhundert mit absurden und unglaublichen Verknotungen von Ereignissen, Orten und Schicksalen.
In einer Videolandschaft aus Brandenburger “Lost Places” entfaltet der Darsteller Malte Scholz die Erzählung eines Lebens. Es ist die unmögliche monströse Biografie eines widerspenstigen alten Mannes, der am Ende seines Lebens aus der Zeit gefallen ist. Wir nennen ihn: Herr M. Er ist Ingenieur, ein Mann der Wirtschaft und des Ostens. Sozialistischer Wirtschaftsführer und kapitalistischer Kiesgrubenbesitzer. Herr M. ist ein Mensch des „sowjetischen Zeitalters”. Ein Bürger der DDR. Ein Freund der „Russen”. Hitler-Junge in der Schlacht von Halbe. Er lebt in einer feuchten Niederung zwischen Schuppen, Maschinen und alten Bauwagen mit der Schäferhündin Elsa, Katzen, Hühnern und einem Pferd.
Die Fäden dieser Erzählung(en) führen durch die Schrecken eines Jahrhunderts, um sich an ihren Enden in ein großes Nichts aufzulösen. Diese Geschichte ist erfunden und wahr in ein und demselben Moment. Hat Herr M mit Walter Ulbricht gezeltet? War er ehrenhalber ein Oberst der Roten Armee? Die Hybris, die aus seiner fantastischen Erzählung spricht, gründet in einem unbedingten Willen immer und ewig Chef sein zu müssen und zu wollen – und in einer ungebändigten Angst die angesammelte Macht zu verlieren, nicht wichtig zu sein.
Das ist nicht mein Land, entsteht auf Grundlage von Interviews mit einem 90jährigen Zeitzeugen aus Groß Köris in Brandenburg, die in den Sommern 2020 und 2021 geführt wurden.
Regie: Dirk Cieslak
Darsteller: Malte Scholz
Bühne: Michaela Muchina
Kamera/Schnitt: Amadeus Altmann
Videobearbeitung: Lea Nagano
Sound: Macarena Solervicens Ruz
Technik: Sebastian König-Hajman
Dramaturgie+Produktion: Annett Hardegen
Eine Produktion der Vierten Welt, gefördert durch Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Medienpartner: