Performance

 

Sa. 05.11.22  |  20:00 – 21:00

So. 06.11.22  |  20:00 – 21:00

Institut für Widerstand im Postfordismus

 

 

Trigger-Warnung. Die Performance ist eine Arbeit über Folgen von Täter*innenschaft.

Im Anschluß an die Performance gibt es ein Nachgespräch mit den Künstler*innen

In nahezu jedem Bereich des öffentlichen und privaten Lebens in Deutschland setzen sich nach 1945 die Nazi-Kontinuitäten fort. Eine ausreichende Entnazifizierung fand nicht statt. Weder im öffentlichen Sektor noch im privaten Raum. Wo sollten sie hin? Sie konnten sich nicht in Luft auflösen, die Mitläufer*innen und Überzeugten, die Täter*innen wie Mitwisser*innen. Was bedeutet es jetzt, 75 Jahre später einen Blick darauf zu werfen, aus der dritten, aus der vierten Generation heraus? Was ist in den Familien passiert? Wie haben sich die Nazi-Verstrickungen weitergetragen? Und was hat das alles mit den rechten Bewegungen in der Gegenwart zu tun?

Die (un-)heimliche Wiederkehr von rechter Täter*innenschaft ist der Ausgangspunkt der performativen Arbeit „Böse Déjà-vus“. Sie versucht den Horror der ewigen Wiederholung einzufangen und nimmt sowohl sozialpsychologische Theorien der Transgenerationalität wie auch die historische Faktizität von offensichtlichen und versteckten Nazi-Identitäten in der deutschen Gesellschaft nach 45 bis heute in den Blick. Dabei schafft die Performance ein Format, das die Atmosphäre und symptomatischen Merkmale eines „bösen Déjà-vus“ einfängt.

„Sind Sie Deutsche?“, fragt die Person mit gruseligem Clownsgesicht auf der Bühne. Zaghaftes Nicken im Publikum. Bei der prompt und freudig ausgerufenen Antwort „Das finde ich guuuut“ macht sich instinktiv Unbehagen breit. Das will die Performance „Böse Déjà-vus“ in der Regie von Elisa Müller an diesem Abend in Berlin auch erreichen.

taz. die tageszeitung | Kultur | Festivalbericht | von Linda Gerner |10. Mai 2022

 Das Institut für Widerstand im Postfordismus wurde 2014 von Elisa Müller gegründet, und ist ein interdisziplinärer Zusammenschluss von Künstler*innen, die gesellschaftliche Fragen in ästhetische und diskursive Formate transformieren. Dabei arbeiten sie in einer künstlerischen Praxis der Dokufiktion. Die zentralen Mittel sind die Konstruktion und Dekonstruktion von Fakten, Fiktionen und Geschichten, und zunehmend auch Strategien des Absurden und Surrealen. Seit 2018 beschäftigt sich das Institut für Widerstand im Postfordismus mit dem Erstarken rechter Tendenzen und der Frage, welche Zusammenhänge zwischen den historischen Altlasten der rechten Geschichte Deutschlands und dem gegenwärtigen Rechtsruck bestehen. Zuletzt 2021 “Demmin, oh du mein Demmin”, Performativer Spaziergang, Demmin. 2020 “Lauf so schnell du kannst”, absurde Performance über faschistische Bedrohungen, Vierte Welt Berlin. Davor 2018/19 in Kooperation mit dem Theater Vorpommern zwei Bürger*projekte vor dem Hintergrund des Erstarkens rechter Tendenzen. 2017/18 entstand die Produktion “Curveball” in Kooperation mit dem Theaterdiscounter, den Akzenten Duisburg, der Rottstr5/KUNSTHALLEN Bochum, dem Freien Werkstatttheater Köln und dem Theaterlabor Bielefeld.

von und mit Vega Damm, Elisa Müller, Marcus Reinhardt, Johannes Spohr, Anna Helene Zöllner 

Regie Elisa Müller | Dramaturgie Vega Damm | Ausstattung Michi Muchina | Inhaltliche Unterstützung Elisa Steinfurt | Öffentlichkeitsarbeit Nora Gores

Eine Produktion des Instituts für Widerstand im Postfordismus in Kooperation mit Vierte Welt. Gefördert vom Fonds Darstellende Künste e.V.

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