YOY ist das Gegenteil von Glück
Yoy ist ein Augenblick, voller Lebendigkeit.
Es ist ein Moment, in dem jede Abhängigkeit aufgehoben ist.
Es ist eine Loslösung, eine Intensivierung des Lebens; Ein Prozess des Lebendigwerdens und des Auseinanderbrechens: Freude ist das Wachsen der menschlichen Fähigkeit, Neues so zu tun und zu empfinden, dass jede Abhängigkeit durchbrochen werden kann!* Es ist ein Prinzip sich zu verwirklichen, ohne zu repräsentieren. Verbunden in einem Raum, in einer Emotion. Yoy ist ein Ort, der uns Raum gibt, mehr zu sein, als das, was wir scheinbar sind. Yoy ist eine Inter-Zone. Ein Rest von dem, was längst vorbei und noch nicht ist. Es ist ein Raum, der fordert, dass wir uns in ihm bewegen, als seien wir verbunden; der das Leben fordert; ein Safe Space, an dem wir uns, an den Grenzen unserer Ichs – an unseren Körpern – verbinden. Verbunden in Fürsorge. An unserer eigenen Grenze, dem Körper, der Haut liegt die Schnittstelle zur Verbindung. Das ist der Punkt, an dem wir uns – das autonome Subjekt – verlassen können –: „Meine Grenze ist da, wo du mir begegnest, deine ist, wo ich dich finde, und an dieser Stelle sind wir verbunden …“ **
Yoy ist der Versuch, einen Zwischenraum entstehen zu lassen in Musik und Dauer. Ein Zwischenraum, der weder ein Aufgeben, noch ein Ausdehnen ist, keine Landnahme, keine Eroberung. Keine geschlossene, konsistente Erzählung. Yoy ist eine perforierte, poröse Erzählung aus Musik. Ein Konzert, das kein Konzert ist. Ein Raum, der wie eine lose Erinnerung funktioniert: außerhalb des einzelnen Körpers und innerhalb einer gemeinsamen Empfindung.
Wir kehren noch weiter ein, in den Zustand der Nische, der Lücke und des Zwischenraums. Der uns berechtigt und uns Hoffnung gibt, dass das, was wir tun, im Bereich des Nicht-Sichtbaren Sinn hat. In der Bindung von Raum und Emotion ergibt sich eine Form, unsere durch Pandemie und alle Krisen verwandelten nicht nur künstler:innischen Existenzen zu bezeugen.
WIR SIND DA! Es gibt uns und das, was wir tun, ABER nichts davon gerinnt im Akt der Repräsentation, der Inszenierung und der Dokumentation zu einer Wahrheit.
Mit Yoy gehen wir zurück ins Nichts, wir öffnen die Lücke. Wir verschwinden, wir werden konturlos. Wir verschwimmen. Ineinander. Verschwinden als Akt der Befreiung wird im ästhetischen Raum eine Perspektive, die sich nicht an duale/ binäre Schemata bindet: drinnen – draußen // gute Kunst – schlechte Kunst // Kunst – (Lohn)Arbeit // Mann – Frau // echt – fake // Wahrheit – YOY …
Annett Hardegen Text und Performance
Valentina Primavera Ausstattung und Video
Yulie Sounddesign und Performance
Martina Neu und Thomas Fränzel Musik und Performance
Iana Boitcova Lichtdesign und Technik
Schokofeh Kamiz Schnitt
Julia Jaksch Mitarbeit Ausstattung
Eine Produktion von Annett Hardegen mit Vierte Welt gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds und der Senatsverwaltung für Kultur und Europa
*Joyful Militancy von carla bergman und Nick Montgomery
**Get Well Soon von Johanna Hedva
Fotos: Julia Jaksch, Valentina Primavera