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On(going) Trauma – Künstlerische Erzählweisen individueller und kollektiver Wunden

 

Institut für Widerstand im Postfordismus / Elisa Müller und Anna-Lena Werner

 

Eine 6-teilige Reihe

 

Welche Art der Auseinandersetzung mit Gewalt können die Künste schaffen? Wie lassen sich Traumata erfahrbar machen, wenn Worte scheitern?

 

25.05.,  22.6.,  21.9.,  26.10.,  14.12.2024, 25.1.2025  |  15:00 – 19:30 Uhr

 Eintritt  frei

 

Reservierungen bitte über die Seiten der einzelnen Veranstaltungen

 

In der Gegenwart: Die Sprachlosigkeit hat uns im Griff, die Gewalt und ihre Folgen liegen vor uns, ausgebreitet, offenbar:
On(going) Trauma
Mehr denn je zeigt sich, wie rechte Kontinuitäten neue Auswüchse erreichen. In den Mehrheiten der Gesellschaft und auf der politischen Ebene entfaltet sich ein rechtes, ein gewaltvolles, ein ausschließendes, ein diskriminierendes Denken und Handeln.
On(going) Trauma
Mehr denn je zeigt sich, wie neoliberale Strukturen Vereinzelung und Entsolidarisierung vorangetrieben haben, wie wir ökologisch und sozial auf einen Endpunkt von Zivilisation zusteuern.
On(going) Trauma
Krieg in der Ukraine, Terror in Israel, Krieg in Gaza, politisch instrumentalisierte trans*Feindlichkeit, Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus, von rechts gekaperte und polarisierte Diskurse um Gerechtigkeit, Verteilungsfragen und globale Solidarität …
Mehr denn je zeigen sich hier die wunden Punkte der Vergangenheit in ihrer Wiederholung.
On(going) Trauma
Vereinzelung. Ohnmacht. Wut.
Mehr denn je zeigt sich: Die Gewalt, die passiert, macht uns zu Ungleichen: unter anderem zu denjenigen, denen sie eingeschrieben ist, und zu denjenigen, die sie nur von außen betrachten können. Die Schwierigkeit des Sprechens über Gewalt potenziert sich durch unsere Unterschiedlichkeit ins Unermessliche.
On(going) Trauma
Mehr denn je sind wir dazu aufgefordert, die Differenz zwischen uns, und Ambivalenzen auszuhalten. Und dabei unsere jeweiligen eigenen Verstrickungen in gewaltvolle Strukturen zu erkennen und aufzubrechen.
Mehr denn je stellt sich die Frage nach den Räumen und den Möglichkeiten des Zusammenkommens.**

 

Wir möchten mit unserer Reihe On(going) Trauma einen solchen Raum aufmachen: Welche Art der Auseinandersetzung mit Gewalt können die Künste schaffen? Wie lassen sich Traumata erfahrbar machen, wenn Worte scheitern? Wie lassen sie sich zeigen, ohne Gewalt zu wiederholen?

„On(going) Trauma“ öffnet gemeinsam mit Ko-Kurator*innen, Gäst*innen und den anwesenden Teilnehmer*innen einen Raum, um aus pluralen Perspektiven über künstlerische Forschungspraktiken im Umgang mit Trauma zu sprechen und von ihnen zu lernen. Vorgestellt werden diverse künstlerische und kuratorische Praktiken, in denen situiertes Wissen und Hintergründe systematischer Macht- und Gewaltstrukturen diskutiert, aktivistische und marginalisierte Perspektiven beleuchtet werden. In sechs Gesprächsrunden werden Diskurse aufgegriffen, die sich mit folgenden Schwerpunkten auseinandersetzen: Mediale Repräsentationen und Bildpolitiken von Gewalt; das Wachsen rechter Alltagspräsenz; in Körpern verankerte Traumata; traumatische Zeugenschaft und fiktionale (Gegen-)Narrative; private Konflikte und öffentliche Diskurse; sowie Aspekte der fragmentarischen und transgenerationalen Zeitlichkeit von Trauma.

Wie ist ein Miteinander trotz unterschiedlicher Voraussetzungen, Betroffenheit und Involviertheit möglich? Kann die Kunst dabei als eine Art dritte Disziplin verbindend wirken? Transformiert sich in ihrer Erfahrungsmöglichkeit die Erfahrung zu einer teilbaren?

Die Veranstaltungsreihe sucht eine kritische Auseinandersetzung und Neupositionierung des Trauma-Begriffs im Rahmen der Künste, mit dem Anliegen, die humanitären und sozialpolitischen Konsequenzen von Krisen und Gewalt in den Mittelpunkt zu rücken. Dabei soll auch erforscht werden, ob und wie die Künste ein potenziell emanzipierendes Forum für die Perspektiven der Opfer und Zeug*innen schaffen können. Denn angesichts der gegenwärtigen Krisensituationen und des international wachsenden Rechtsrucks wird deutlich, wie sehr Gewalterfahrungen unsere Gesellschaften zersetzen, und gleichzeitig, wie schwierig es ist, über diese Erlebnisse aus differenzierten Perspektiven zu sprechen und solidarische Verbindungslinien zu finden.

On(going) Trauma wurde als Fortsetzung der Reihe „Trauma — rechte Zukunft/deutsche Geschichte(n)“ (2022, Vierte Welt) initiiert, um eine nachhaltige diskursive Praxis zu etablieren, die sich einer gemeinschaftlichen Auseinandersetzung mit künstlerischen Arbeiten zu Traumata und (rechter) Gewalt widmet. On(going) Trauma ist ein Format des Austauschs und der Vernetzung, von, mit und für Künstler*innen, Kurator*innen, Aktivist*innen, Journalist*innen und Theoretiker*innen. Sie ist als offenes, solidarisches Gesprächsformat mit den anwesenden Teilnehmer*innen konzipiert. Bei jeder Veranstaltung werden Ausschnitte aus künstlerischen Arbeiten der eingeladenen Gäst*innen in Form von Screenings, Lesungen oder Performances gezeigt. On(going) Trauma findet an sechs Samstagnachmittagen von Mai bis Dezember 2024 zwischen 15:00-19:30 Uhr statt.

 

25.5.2024   Bilder und Gegenbilder: Mediale Repräsentation von Gewalt (auf englisch*)


Künstlerische Strategien als Dissens und Resilienz im Umgang mit medialen Repräsentationen von Kriegsgewalt.

Mit Lada Nakonechna, Lela Ahmadzai, Olexii Kuchanskyi, Omer Fast
Kuratiert und moderiert von Mykola Ridnyi und Anna-Lena Werner

Screenings: Lela Ahmadzai „Silent Night“ (2013), Sashko Protyah “My Favourite Job” (2022), Mykola Ridnyi “Regular Places” (2022), Omer Fast

 

22.6.2024   Backlashes: erhöhte, rechte Alltagspräsenz (auf deutsch*)


Wie kann die Kunst auf das Erstarken rechter Positionen in Alltag und Politik reagieren? Solidarität und Netzwerken als künstlerische Praxis

Von und mit Luce deLire, Minh Duc Pham, Zwoisy Mears-Clarke, Anujah Fernando, Dominique Haensell

Kuratiert und moderiert von Hai Anh Trieu und Elisa Müller

 

21.9.2024   Emanzipationen: Körper und Traumata (auf englisch*)


Wie werden im Körper manifestierte Traumata in künstlerischen Praktiken bearbeitet? Wie können sie als emanzipatorische und soziale Akte der Selbstbestimmung wirksam werden?


mit Isaac Chong Wai, İz Öztat, Natis, Jenny Mahla / kuratiert und moderiert von Alper Turan und Anna Lena Werner

 

26.10.2024   Narrative: Fiktion und Irritation (auf deutsch*)


Wie müssen wir (über) Geschichte(n) (nach)denken, wenn sich alles (in Variationen) wiederholt, wenn Traumata oder nicht aufgelöste Vergangenheit zirkulieren?

Von und mit Lene Albrecht, Fabian Bernhardt, Elisa MüllerShira Wachsmann (Film: „the moment before“), Hai Anh Trieu (Kurzfilm: „I loved first“), Anna-Lena Werner u.a.


 

30.11.2024   verschoben auf: 25.1.2025

Schwellen: Private Räume und öffentliche Diskurse (auf deutsch*)


Jeder privaten Gewalterfahrung wohnt eine politische Dimension inne. Wie kann man diese gesellschaftlichen Aspekte mittels künstlerischen Praktiken sichtbar machen?

 

14.12.2024   Zeitlichkeit: Fragmente zwischen Vergangenheit und Zukunft (auf englisch*)

Trauma wirkt massiv auf das Zeitempfinden ein: Es manipuliert Erinnerungsmechanismen und gibt Gewalterfahrungen transgenerational weiter. Wie werden sich Traumata auf die Zukunft auswirken und wie können solche Prozesse unterbrochen werden?

 

TEAM & GUESTS

Concept & Curation Anna Lena Werner, Elisa Müller (Institut für Widerstand im Postfordismus) 

Co-Curators (tbc) Mykola Ridnyi, Hai Anh Trieu, Alper Turan

With (tbc) Anujah Fernando, Alper Turan, Dominique Haensell, Hai Anh Trieu, Isaac Chong Wai, İz ÖztatKatharina Ludwig, Lada Nakonechna, Lela Ahmadzai, Luce deLire, Mine Pleasure Bouvar, Minh Duc Pham, Mykola Ridnyi, Natis, Olexii Kuchanskyi, Omer Fast, Rabih Mroué, Rana Eweiss, Shira Wachsmann, Yael Bartana, Zwoisy Mears-Clarke

Awareness Mine Pleasure Bouvar

Design Lea Kontak

Press Nora Gores

Project Assistance Ariadna Blanch López, Sebastian Eis

 

Gefördert durch Hauptstadtkulturfonds

 

*Übersetzung für Zuschauer*innen ins Deutsche bzw. Englische bei Bedarf

**Institut für Widerstand im Postfordismus, Mai 2024

 

Sprache: Deutsch/englisch

 

/////  Awareness und Umgang mit divergierenden Positionen  /////

 Die Ereignisse seit dem Anschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem Gegenangriff Israels im Gaza-Streifen spalten die internationale Gemeinschaft, Deutschland und die Kunst- und Kulturszene auf nie dagewesene Weise. Wir möchten uns für die Verständigung untereinander und den Umgang mit divergierenden Positionen im Kontext unserer Veranstaltungsreihe dem Statement von Kampnagel vom Februar 2024 anschließen, dem sich auch im April das Bündnis internationaler Produktionshäuser angeschlossen hat.
Hier geht es zum Statement

 

Für die Veranstaltung haben wir außerdem einen Code of Conduct vorbereitet.

 

Vitae Team

Elisa Müller studierte Schauspiel und Theaterwissenschaft. Sie arbeitet als Performerin, Regisseurin, Kuratorin und Dozentin. In ihrer künstlerischen und kuratorischen Praxis interessiert sie sich für nicht zu bewältigende, bzw schwer zu bewältigen Szenarien, Strukturen der Ohnmacht und Zusammenhänge, die uns bedrohen und beunruhigen, so zum Bespiel Weltuntergangsszenarien im Zusammenhang mit der Klimakatastrophe, oder die Wiederkehr von traumatischen Vergangenheiten im Zusammenhang mit gegenwärtigen faschistischen Bedrohungen. In der kuratorischen Praxis spielt zudem das Eingehen ungewöhnliche Verbindungen eine Rolle, der Versuch, Akteur:innen aus unterschiedlichen Szenen und diverser Hintergründe und ästhetischer Handschriften (etwa Metropole und der ländliche Peripherie) miteinander in Kontakt zu bringen und u.a. die Theatergewohnheiten der lokalen Publika zu erweitern.
Für 2024 ist u.a. die künstlerisch-diskursive Reihe „On(going) Trauma“ geplant, die vom Hauupstadtkulturfonds gefördert wird. 2023 hat sie ein NETZWERK-FORMAT zwischen Künstler*innen und Spielstätten im ländlichen Raum und Metropolen initiiert, u.a. mit Ute Gröbel / hochX München, Daniela Aue / Spielwerk Ansbach , Annett Hardegen / Vierte Welt Berlin, Melanie Seeland / die Andere Weltbühne Strausberg, Christiane Huber / Künstlerin München, Elisa Müller / Künstlerin Berlin, das vom Nationalen Performance Netz gefördert wird. Zudem hatte sie mit „Deep Time – Slow Violence“ eine Residenz am Staatstheater Braunschweig, eine Weiterführung des Projekts entstand in Kooperation mit die Andere Welt Bühne Strausberg und ist von Fonds Daku gefördert. 2022 kuratierte sie gemeinsam mit Annett Hardegen die Kunst- und Diskurs-Reihe „Trauma – rechte Zukunft/deutsche Geschichte(n)“, die von der spartenoffenen Förderung der Senatskanzlei Berlin, der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg gefördert wurde. In diesem Rahmen entstand außerdem die Performance „Böse Déjà-vus“, die vom Fonds Darstellende Künste gefördert wurde. Zudem erhielt sie 2021 ein Stipendium vom Berliner Senat für eine Recherche mit Marianne Ramsay Sonneck vom Club Real und eines vom Fonds Darstellende Künste für ihre eigene Arbeit.
Seit 2014 Arbeit unter dem Label Institut für Widerstand im Postfordismus, zuvor gründete sie 2008 das Theaterlabel müller*****.
Außerdem seit 2013 regelmäßige Tätigkeit als Dozentin, unter anderem an der UdK in den Bereichen Bildende und Darstellende Kunst und beim Performing Arts Program Berlin und beim Landesbüro NRW. Von 2011-22 Vorstandsmitglied des LAFT – Landesverband freie darstellende Künste Berlin e.V. und Mitglied der Sprecherrunde der „Koalition der Freien Szene“ bis 2016. Von 2016-2022 war sie Mitglied im Rat für die Künste Berlin. 2020 Mitorganisatorin des Berliner Festivals „Keiner kommt“.

Anna-Lena Werner ist Kunstwissenschaftlerin und Kuratorin. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin. Dort promovierte sie mit der Studie „Let them Haunt Us. How Contemporary Aesthetics Challenge Trauma as the Unrepresentable“ (transcript, Bielefeld, 2020). Sie ko-organisierte u.a. die praxis-basierten Forschungsprojekte „Black Mountain Research“ (2013-16) mit dem Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin und „Einladung – Archiv als Ereignis“ (2018-21) mit dem Archiv der Avantgarden an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, für deren 2024 bei Spector Books, Leipzig erscheinenden Bandes sie als Mitherausgeberin wirkte. Als Mitglied des Exzellenzclusters EXC 2020: Temporal Communities entwickelte sie diskursive Formate und Vorträge, wie 2022 den Workshop „Counter Narratives and Resilience in Practice: On Decolonial Strategies in Art and Communities” und 2020 die Videoreihe „A Video Series on Performance and Communities“. Anna-Lena Werner schreibt als Autorin für Magazine, Künstler:innenkataloge und wissenschaftliche Publikationen. Sie kuratierte Ausstellungen und Performance-Reihen, u.a. bei Savvy Contemporary, Berlin, Blok Art Space, Istanbul und dem Archiv Massiv, Leipzig, und ko-initiierte die kuratorischen Kollektive pointproject und DIE BUEHNE. 2011 gründete sie das Online-Kunstmagazin artfridge.de und publiziert dort mit einem Team von Autor:innen Interviews mit Künstler:innen zu ihren Forschungspraktiken.

Das Institut für Widerstand im Postfordismus arbeitet in einer Praxis der Intervention und Performance, es begreift sich als Mehrsparten-Gebilde, arbeitet performativ, installativ, interdisziplinär, partizipativ und diskursiv. Zentrale Mittel sind die (De-)Konstruktion von Fakten und Fiktionen, zunehmend auch Strategien des Absurden und Surrealen. Es sucht nach atmosphärische Übersetzungen, nach Ausdrucksweisen der unterschwelligen Unruhe, und nach Dramaturgien des Unheimlichen für Szenarien der Bedrohung: z.B. im Rahmen der Performances „Es ist nichts.“ (2018/19) und „Deep Time“ (seit 2022) zur Klimakatastrophe oder in Projekten (u.a. „Böse Déjà-vus“, „Trauma – rechte Zukunft/deutsche Geschichte(n), 2022) zur Wiederkehr traumatischer Vergangenheiten im Zusammenhang mit faschistischen Bedrohungen. Das Institut arbeitet von Berlin (eng verbunden mit der Vierten Welt) aus in unterschiedlichen ländlichen und städtischen Regionen (z.B. 2021 „Demmin, oh du mein …“, performativer Spaziergang mit Bürger:innen in Demmin, 2018/19 in Kooperation mit Theater Vorpommern). Für 2024 sind neben „On(going) Trauma“ noch die Reihe “Trauma- rechte Gegenwart“ in Berlin (gefördert vom vom Projektfonds Friedrichshain-Kreuzberg) und deutschlandweit (gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung) geplant. Zudem arbeitet das Institut mit künstlerischen Interventionen an einem Projekt zur Demokratiestärkung im Rahmen des „Allzeitorte-Programm” der Robert-Bosch-Stiftung.
www.institut-wip.de (leider zurzeit nicht aktualisiert)

Mine Pleasure Bouvar studierte irgendwas mit Kulturwissenschaften in Hildesheim. Sie* arbeitet als freie politische Bildner*in zu den Themen trans*feministischer Materialismus, politisch organisierte trans*Feindlichkeit und Faschismusstudien. Sie* ist teil des Bündnis Selbstbestimmung Selbst Gemacht und arbeitet als Aktivist*in an der Unterwanderung des Cistems und der Vergesellschaftung aller Geschlechter.

 
 

Datum

Sa, 25.05.24 - Sa, 14.12.24
Ongoing...

Preis

Eintritt frei

Labels

Diskurs,
Veranstaltungsreihe