Filmscreening + Gespräch
Do. 05.05.22 | 19:00 – 21:00
Der Dokumentarfilm DER ZWEITE ANSCHLAG konzentriert sich auf Rassismus und rechte Gewalt in Deutschland aus Sicht der Betroffenen.
“Das Boot ist voll!”, “Ausländer raus!”, “Deutschland den Deutschen” – Die Parolen der Rechten sind mittlerweile unüberhörbar geworden. Genauso die Gewalt, die sich gegen jene Menschen richtet, die als “fremd” wahrgenommen werden. Mit erschreckender Kontinuität wiederholen sich seit Jahrzehnten rassistisch motivierte Ausschreitungen, Angriffe und Morde in der Bundesrepublik Deutschland. DER ZWEITE ANSCHLAG konzentriert sich auf Rassismus und rechte Gewalt in Deutschland aus Sicht der Betroffenen. Damit vollzieht der Film einen Perspektivwechsel entgegen einer auf die Täter*innen fokussierten Sichtweise und eröffnet seinen Zuschauer*innen einen überfälligen Einblick in die teils traumatischen Erfahrungen, die die Protagonist*innen des Films durchlebt haben.
Osman Taşköprü erzählt von dem Mord an seinem Bruder Süleyman, den der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) 2001 in Hamburg beging. Ibrahim Arslan schildert seine Erinnerungen an den rassistischen Brandanschlag von Mölln 1992, den er selbst nur knapp überlebte und Mai Phương Kollath wohnte selbst in Rostock-Lichtenhagen, als dort unter dem Beifall hunderter Schaulustiger das Sonnenblumenhaus von Neonazis in Brand gesteckt wurde.
Doch es bleibt nicht dabei. Angesichts von anhaltenden rassistischen Ausschreitungen, der unzureichenden Aufklärung des NSU-Komplexes und dem Einzug der AfD in die politische Landschaft der BRD haben Mai Phương, Ibrahim und Osman eine Entscheidung getroffen: Sie werden nicht länger schweigen. Dabei verweben sich ihre Geschichten. Und während sie für eine lückenlose Aufklärung und ein Ende der Gewalt eintreten, entsteht ein Netzwerk aus Menschen, die ähnliches erlebt haben. So erhebt auch Gülüstan Ayaz-Avcı, deren Partner Ramazan bereits in den 1980ern von Nazis ermordet wurde, ihre Stimme. Ihr Fall zeigt, dass rassistische motivierte Gewalt in Deutschland nicht erst mit der Wiedervereinigung beginnt. Auch Özge Pınar Sarp berichtet von aktuellen Entwicklungen und eröffnet im Film eine migrantische Perspektive auf antifaschistisches Engagement in Deutschland. Als sie vor wenigen Jahren nach Deutschland kam und selbst politisch aktiv wurde, bekam auch sie tief verankerten alltäglichen Rassismus zu spüren.
DER ZWEITE ANSCHLAG führt diese Geschichten in einer vielschichtigen Erzählweise zusammen und eröffnet einen detaillierten Einblick in den Kampf migrantischer Communities gegen Rassismus in Deutschland.
Nach dem Film wird es ein Gespräch mit Mala Reinhardt (Regisseur*in von DER ZWEITE ANSCHLAG), Patrick Lohse (Kameramensch und Produzent*in von DER ZWEITE ANSCHLAG) und Pasquale Virginie Rotter (Autor*in und Prozessbegleiter*in für Empowerment und Kritisches Weißsein) geben.
Dokumentarfilm | D 2018 | 62 min. | Deutsch/Türkisch mit engl. Untertiteln | Regie: Mala Reinhardt | Director of Photography: Patrick Lohse, Katharina Degen | Montage: Federico Neri | Sound: u.a. Kate Blamire, Gerald Mandl | Filmmusik: Macarena Solervicens | u.v.m.
Trauma – rechte Zukunft / deutsche Geschichte(n) ist ein Projekt des Instituts für Widerstand im Postfordismus und der Vierten Welt, gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa und dem Bezirksamt Friedrichshain- Kreuzberg.
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